Was man von einem Imker erwartet!
Zuverlässigkeit und Kontinuität
Unsere Vorfahren haben die Bienen einst aus dem Wald in das Umfeld gebracht, in dem zu leben sie heute gezwungen sind. In dieser Kultursteppe ist ein Bienenvolk auf die regelmäßige Unterstützung durch den Imker angewiesen. Wer nicht grundsätzlich bereit ist, die Bedürfnisse der ihm anvertrauten Bienen mit der notwendigen Priorität zu erfüllen, der sollte nie Imker werden. Das gilt ganz besonders in der heutigen Zeit, in der man sich daran gewöhnt hat, daß es eine Unmenge von Freizeitbeschäftigungen gibt, die keinerlei Kontinuität verlangen.
Imker zu sein erfordert ein hohes Maß an Verantwortungsbewußtsein gegenüber den Mitgeschöpfen und der Umwelt
Bereit sein, ein Leben lang zu lernen
Es heißt: Grau sei alle Theorie. Das stimmt. Aber ohne fundierte Kenntnisse der Theorie aller Vorgänge im und um das Bienenvolk kann es keine erfolgreiche imkerliche Praxis geben. Sie sind auch die Voraussetzung zur Einnahme eines sachlich begründeten Standpunktes in Diskussionen.
Demütig sein
Die Bienen lassen sich den imkerlichen Willen nicht aufzwingen. Auch unterlaufen ihnen niemals Fehler. Diese Erkenntnis mag schmerzen. Jeder Imker muß lernen, dass für ihn bei den Bienen nicht alles machbar ist.
Misserfolge ertragen lernen
Jeder Imker hat schon wenigstens einmal bei der Arbeit mit den Bienen eine große Enttäuschung erlebt. Es hat keinen Zweck, dann aufzubrausen und womöglich alles hinzuwerfen. Auch erfahrenen Imkern unterlaufen gelegentlich Fehler. Der Grund für eine Mißernte kann z.B. am Wetter liegen, das wir nicht beeinflussen können. Dann hilft nur die Hoffnung auf optimalere Bedingungen in der Zukunft.- Unsere Vorfahren, die von guten und schlechten Ernten wesentlich stärker abhängig waren als wir es heute sind, verzweifelten in schwierigen Situationen auch nicht. Sie hatten Gottvertrauen und bewiesen Stehvermögen.
Tolerant sein
Wer beginnt, sich mit den Bienen zu beschäftigen, wird früher oder später auf jene Imker treffen, die glauben, die Weisheit für sich gepachtet zu haben. Bei ihnen entsteht leicht ein unangenehmes Sendungsbewußtsein, das keine andere Meinung mehr neben der eigenen duldet. Es ist traurig zu erleben, wenn durch solche Intoleranz sogar Freundschaften zerbrechen. "Toleranz" heißt im Latein: ertragen.
Auch Dummheit muss man zu ertragen lernen, ohne die offene Feindschaft darüber ausbrechen zu lassen.- Niemals gegen Menschen kämpfen, sondern nur ganz sachlich gegen deren Irrtümer.
Akzeptieren, dass es Menschen gibt,
die nicht ständig über Bienen reden wollen.
Zeigen Sie in Gesprächen, daß es auch Themen außerhalb der Imkerei gibt, die Sie interessieren. Schmalspuriges Sektierertum wirkt abstoßend, ist ein Zeichen unzureichender Bildung und sollte unter allen Umständen vermieden werden. - Zeigen Sie Verständnis für die Wünsche anderer selbst dann, wenn es um Ihre eigene Bienenhaltung geht (z.B. bei Nachbarschaftsproblemen).
Jeder Imker sollte sich bemühen, vom sozialen Gebilde Bienenvolk zu lernen. Dort geht es weder um die Durchsetzung egoistischer Interessen noch um eitle Selbstdarstellung. Allein übergeordnete Dinge sind wichtig! Nur so wird das Fortbestehen des Ganzen mit seinen viele Individuen gesichert. - Gehe zur Biene und lerne Weisheit! - Diesen Spruch beherzigten vorangegangene Generationen selbst dann, wenn sie keine Imker waren. Wir sollten uns manchmal daran erinnern.
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