Die gläserne Imkerei
Emil Schiele - Wielandstraße 11 - 89160 Dornstadt - Telefon 0171 / 1962862
Vorsicht: Unfallgefahr in der Imkerei

Einen Einblick in Empfehlungen zu Arbeitsschutz und Unfallverhütung in der Imkerei soll der nachfolgende Beitrag geben.

Auch wenn man als einzelner Imker nicht gesetzlich verpflichtet ist, sich um solche Dinge zu kümmern - ein Schaden ist es bestimmt nicht, sich einmal Gedanken zum sicheren Arbeiten im eigenen Bienenstand zu machen.

Arbeitsschutz und Unfallverhütung in der Imkerei

Die Tätigkeiten in der Imkerei sind sehr unterschiedlich. Der Umgang mit Bienen, Beuten, Honig und Wachs gehört nicht gerade zum Alltagsgeschäft, daneben fallen Werkstatt- und Lagerarbeiten an, die verschiedensten Geräte und Maschinen kommen zum Einsatz. Der Imker muß Chemikalien sachgemäß anwenden, Kraftfahrzeuge führen und Gartenarbeiten erledigen. Gute Fachkenntnisse sind nur eine der Voraussetzungen für Erfolg in der Imkerei. Wichtig ist auch, daß bei diesen vielen Arbeiten Sicherheitsvorkehrungen beachtet werden, damit Unfälle im Betrieb vermieden werden, die persönliche und finanzielle Nachteile nach sich ziehen können. Empfehlungen zu Arbeitsschutz und Unfallverhütung gelten für den Berufsimker und den Nebenerwerbsimker mit einem gut ausgestatteten Betrieb genauso wie für den Hobbyimker mit wenigen Völkern, der eher auf einfache Hilfsmittel zurückgreift und sich oftmals auch nur mit Provisorien durchhilft.

Für viele Arbeitsbereiche der unterschiedlichsten Berufe gibt es eigene Vorschriften (z.B. Arbeitsstättenverordnung, DIN-Vorschriften und andere), die die Sicherheit bei den verschiedensten Tätigkeiten fördern sollen. Daneben gibt eine Reihe von Organisationen (z.B. Berufsgenossenschaften, Krankenkassen, Unfallversicherungsträger, Gewerbeaufsichtsämter und viele andere) Verhaltensrichtlinien für sicheres Arbeiten heraus. Bekannt sind vor allem die teilweise sehr umfangreichen Vorschriften für den Umgang mit Leitern, Fahrzeugen oder Sägen sowie für Holzarbeiten im Wald.
Die nachfolgende Zusammenstellung soll zeigen, wo und wann in imkerlichen Betrieben auf Sicherheit besonders zu achten ist. Die Zusammenstellung ist allerdings keine Vorschriftensammlung im Sinne gesetzlicher Unfallverhütungs-Vorschriften, das würde den Rahmen dieses Vortrages sprengen. Diese Hinweise sind in den einschlägigen Vorschriftensammlungen einzusehen. Hier werden besonders die imkerlichen Arbeitsgebiete herausgestellt, die in den übrigen Unfallverhütungsvorschriften nicht erwähnt werden verbunden mit der Hoffnung, die imkerliche Arbeit damit ein Stück sicherer zu machen.

Leider muß diese Liste unvollständig bleiben. Viele Unfälle ereignen sich aus unglücklichen Zufällen heraus, die sich nicht vorhersagen lassen. Die Empfehlungen sind in stichwortartiger Form zusammengestellt, damit sie leichter zu verstehen sind. Sicher reicht in vielen Fällen ein Hinweis oder eine kleine Erinnerung aus, das wieder ins Gedächtnis zu rufen, was man nur vergessen hat, oder was man etwas "großzügig" außer acht läßt, obwohl man es doch im Grunde recht genau weiß!

Und noch ein Problem: Aus Sparsamkeit versuchen Hobbyimker häufig mit selbst gebastelten Lösungen zurechtzukommen, zum Teil arbeiten sie auch mit alten, nicht mehr sicheren Geräten. Hier sei gesagt, die Sparsamkeit hat dann ihre Grenzen, wenn die Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist.

Wer Honig verkauft, sollte mit dem eingenommenen Geld sein Arbeitsmaterial in und auf modernem Stand halten!

Einige Beispiele für schlimme Unfälle!

1. Desinfektionsarbeiten ohne Gummistiefel; Ätznatronlauge läuft in den Schuh, der Imker spürt es nicht, weil die Flüssigkeit lauwarm ist, das Bein muß amputiert werden.

2. Bei einer alten Handschleuder sind die Muttern der Befestigung des Handantriebes am Kessel locker, der Korb neigt sich zur Seite, so daß der Deckel schräg aufliegt. Beim nächsten Schleudervorgang berührt der Deckel den rotierenden Schleuderkorb und schießt plötzlich mit großer Energie durch den ganzen Raum. Die mitarbeitende Person kann gerade noch zur Seite springen, ehe der Deckel gegen einen Schrank knallt.

3. An der Entdecklungsgabel hat sich der Griff gelöst. Beim Zusammenstecken rutscht die Gabel weg, der Imker sticht sich damit ins Auge.

4. Wegen Krankheit wird ein Volk abgeschwefelt, offensichtlich unsachgemäß, das ganze Bienenhaus brennt ab.

5. Der Imker geht in den Keller, um seinen Auftauschrank zu kontrollieren, abends, in Strümpfen. Er rutscht auf der Treppe aus, Prellungen und Rippenbrüche sind die Folge.

6. Honig wird erwärmt, der Thermostat des Wasserbades ist defekt. Beim Öffnen des Honigeimers schwappt stark überhitzter und sehr flüssiger Honig heraus, der Imker verbrüht sich an Brust und Bauch.

7. Der Imker erwärmt Wachs, geht kurz weg. Unterdessen kommt der unbeaufsichtigte Enkel und faßt mit beiden Händen in das flüssige Wachs, usw.

Allgemeine Empfehlungen

1. Personen unter 18 Jahren dürfen nicht mit Arbeiten beschäftigt werden, bei denen sie infolge ihrer Unerfahrenheit und der noch mangelnden geistigen und körperlichen Reife besonders unfallgefährdet sind.

2. Fremde Helfer im Betrieb, auch die eigenen Kinder, auf Gefahren hinweisen. Keine Mutproben herausfordern! Auf Kinder achten.

3. Häufig Besucher am Stand: Vorsorge mit Schutzkleidung. Für den Fall einer Bienengiftallergie überlegen, wie ein Arzt schnell zu erreichen ist!

4. Alkohol trübt die Sinne: Wer auf Alkohol verzichtet, lebt und arbeitet sicherer!

5. Zeckenbisse: Imker sind beim Arbeiten im Wald durch Zecken gefährdet. Zecken können Erreger für eine infektiöse Hirnhautentzündung übertragen, deshalb impfen lassen.

6. Beim Einkauf von Geräten auf Qualität achten, Geräte und Werkzeug mit GS- Zeichnen ("geprüfte Qualität") bzw. bei Elektroartikeln Geräte mit VDE-Zeichen bevorzugen.

7. Geräte bestimmungsgemäß verwenden (Messer sind z. B. keine Schraubenzieher!), Gebrauchsanweisungen und Arbeitsrichtlinien beachten. Nur intakte Geräte einsetzen. Sorgfältige und regelmäßige Wartung und Pflege der Arbeitsgeräte hilft Schäden und damit oftmals auch Unfälle vermeiden. Schwierige Reparaturen vom Fachmann ausführen lassen.

8. Beleuchtung am Arbeitsplatz muß ausreichend sein.

Sicherheit beim Arbeiten

Aufmerksamkeit beim Arbeiten; sich nicht ablenken lassen, konzentriertes Arbeiten ist auch sicheres Arbeiten!

Sorgfalt beim Arbeiten, Schlampereien vermeiden;

z.B. Drahtenden beim Rähmchendrahten sorgfältig entfernen, vermeidet Risse in den Händen.

Arbeit an den Bienen: Schutzkleidung (Hut, Schleier, Handschuhe), vor allem bei Anfängern und fremden Helfern.

Entdeckeln und schneiden: Entdecklungsgabel und Messer nicht auf die haltende Hand zuführen.

Honigschleudern: Auf die Sicherheit bei Honigschleudern achten. Ältere Modelle haben meist keinen verdeckten Antrieb! Deckel schließen beim Schleudern. Besondere Vorsicht ist erforderlich wenn Kinder - speziell in Gruppen - anwesend sind.

Wachsarbeiten: Je nach Art und Umfang der Arbeiten festes Schuhwerk, Gummischürze, Gummihandschuhe.

Dampfwachsschmelzer und Waschkessel: Auf ausreichende Wasserfüllung achten. Vorsicht bei heißem Dampf - Hände und Gesicht nicht in den Dampfstrom bringen.

Starker Lärm: z.B. bei Holzbearbeitung Gehörschutz tragen.

Kreissägen: Anleitung zum Betrieb und zur Sicherheit beachten. Schubholz beim Schneiden schmaler Teile verwenden, bei ruhenden Maschinen den Stecker ziehen sowie das Sägeblatt abdecken.

Kleidung bei Arbeiten an laufenden Maschinen: (Sägen Fräsen Rührgeräte usw.): Eng anliegende Kleidung tragen (keine losen Gürtel, Bänder, weite Ärmel), Haarschutz bei langen Haaren, kein Schmuck.
Bei Arbeiten an Rührmaschinen (Honigrührgeräte, Misch- und Knetmaschinen für Teig): Bei laufendem Motor nicht in die offenen Geräte fassen.

Schuhwerk: Bei schweren Arbeiten (z.B. Transport von Kästen) oder Arbeiten, bei denen Gegenstände herabfallen können, Sicherheitsschuhe tragen.

Arbeiten mit Staubentwicklung: Für gute Belüftung sorgen, Staubmaske tragen, Absaugvorrichtung verwenden, kein offenes Feuer (z.B. Feuerzeug).

Arbeiten mit Dampf, Lösungsmitteln, lösungsmittelhaltigen Farben: Für ausreichende Belüftung sorgen, kein offenes Feuer.

Stapeln von Kästen/Zargen: Nicht über Kopfhöhe stapeln.

Rechen und Gabeln: Beim Ablegen Zinken nach unten.

Platzbedarf am Arbeitsplatz: Bewegungsfreiheit muß sein.

Körperliche Belastung vermindern: Günstige Arbeitshöhe anstreben, Sitzhilfen verwenden, Körper gleichmäßig belasten, Transporthilfen (Wagen) verwenden, Ruhepausen einlegen.

Spezialproblem Bandscheiben:

Bei bereits bestehenden Rückenproblemen: Imkerei anpassen mit Transportvorrichtungen und geeigneten Beuten (z.B. Lagerbeuten oder Hinterbehandlung).

Arbeitshaltung: Richtige Arbeitshöhe wählen, aufrecht arbeiten, nicht gebückt.

Lasten richtig heben: Nahe am Körper hochheben, beim Heben den Körper nicht verdrehen (z.B. Aufstellung von Bienenkästen; günstig ist paarweise Aufstellung im Freien, denn hier kann man gut seitlich arbeiten; eng aneinander geschobene Kästen im Bienenhaus, bei denen die Zargen schlecht und nur unter großem Kraftaufwand abzuheben sind).

Lasten richtig tragen: Körper nicht überlasten, Lasten nahe am Körper tragen, Lasten auf beide Schultern verteilen, Transporthilfen einsetzen.

Richtiges Aufstehen: "Mit den Knien" aufstehen, nicht gebückt.

Sitzen: Aufrecht sitzen, zwischendurch öfters aufstehen.

Autofahren: Rückenlehne nicht zu schräg einstellen, regelmäßig Pausen einlegen, beim Aussteigen Körper lockern und ein bißchen Gymnastik treiben.

Kälte und Zugluft: Vermeiden.

Rücken trainieren: Regelmäßig Rückengymnastik einplanen zur Stärkung der Rückenmuskulatur.

Umgang mit Chemikalien

Gefahrensymbole: Für die verschiedenen Mittel beachten.

Gefahrstoffe: Auf sichere und intakte Verpackung achten, sicher lagern, sachgemäß einsetzen.

Schwefeln: Auf Brandgefahr achten! Ausreichenden Abstand zu brennbaren Teilen einhalten (Leerzarge). Vergiftungsgefahr, deshalb nach dem Anzünden sofort den Raum verlassen, bei größeren Aktionen Gasmaske aufsetzen. Raum lüften.

Umgang mit Säuren: (z.B. Essigsäure, Ameisensäure, Milchsäure) und Laugen (Ätznatron): Vorsicht beim Arbeiten. Handschuhe (lange Stulpen, chemikalienfest und ohne Löcher!), Schutzbrille, Gummistiefel anziehen, Gummischürze (muß über den Rand der Gummistiefel reichen!).Größte Vorsicht bei heißen Lösungen. Für den Fall, daß die Haut mit Mitteln benetzt wird, Eimer mit frischem Wasser in Reichweite bereit halten.

Säuren und Laugen: Verdünnen - immer Säure bzw. Lauge ins Wasser rinnen lassen, niemals umgekehrt; umrühren; besser vom Fachmann ansetzen lassen!

Ansetzen von heißem Ätznatron: Erst trockene Substanz in das Gefäß, dann kaltes Wasser zugeben, mit langem Holzstab umrühren, erst dann erhitzen.

Spritzer von Säuren, Laugen, Desinfektionsmitteln usw. auf der Haut: Sofort (!) mit viel (!) Wasser abwaschen, notfalls Arzt aufsuchen.

Flaschen mit Säuren und Laugen: Wegen Bruchgefahr beim Stürzen nicht vor dem Körper tragen, sondern in einen Eimer stellen und seitlich tragen.

Chemikalienbehälter: Für Chemikalien nur Originalbehältnisse mit korrekter Beschriftung verwenden, niemals Lebensmittelgläser oder Getränkeflaschen.

Bienenmedikamente: Hautkontakt vermeiden. Mittel nur mit Handschuhen anfassen, die sonst zu keinen weiteren Arbeiten verwendet werden.

Aufbewahren von Chemikalien und Medikamenten: Getrennt von Lebensmitteln, vor dem Zugriff durch Kinder sichern. Zweckmäßig ist ein gut verschließbarer Lagerbehälter. In der Regel kühl, trocken, und dunkel lagern.

Rauchverbot: Bei Arbeiten mit brennbaren Flüssigkeiten (Alkohol, Benzin, Lacke, Lösungsmittel u.a.) oder bei Staubentwicklung.

Heißes Wachs: Nie ohne Aufsicht lassen! Wachstöpfe nicht zu hoch befüllen. Wenn Wachs mit Wasser erhitzt wird, darauf achten, daß das Wasser nicht verkocht, sonst kann Überhitzung eintreten. Beim Sterilisieren von Wachs geeignetes Thermometer verwenden, um ein Überhitzen zu vermeiden; größte Vorsicht, da das Wachs leicht überschäumt. Brennendes Wachs kann nicht mit Wasser gelöscht werden, deshalb Brandherd abdecken mit Topfdeckel, Wolldecken, Sand. Feuerlöscher einsetzen, eventuell Feuerwehr rufen!

Vorsicht beim Schwefeln von Waben und Abschwefeln von Völkern: auf Sicherheitsabstand zum Kastendeckel achten (Leerzarge), nicht brennbaren Behälter für den Schwefel verwenden ("Wabenschwefler"). Sicherer geht es mit Schwefel aus der Spraydose.

Wandern mit Bienen

Fahrzeuge: Verkehrssicherheit muss gewährleistet sein.

Wanderplätze: Auf gute Zufahrt sowie Auf- und Ablademöglichkeit achten.

Lasten: Gut befestigen, gleichmäßig verteilen, nicht zu hoch laden (Kippgefahr ausschließen), Fahrzeuge nicht überlasten, eventuell Honigräume getrennt von den Völkern zurückbringen.

Transportsicherung beim Wandern: Kästen vor dem Umfallen schützen, gut befestigen, Zargen gut verschließen (Gurte, Wandersicherungen), für Lüftung sorgen und Fluglöcher sichern.

Was man Mitnehmen soll: Reserveschleier, Handschuhe, Wasserkanister, Wassersprüher, breites Klebeband, Taschenlampe, Handbesen und Schaufel.

Vor der Abfahrt: Frei fliegende Bienen aus dem Auto entfernen, da bei Stich Unfallgefahr besteht; Ladung noch einmal kontrollieren.

Fahrtüchtigkeit: Strecke und Fahrzeit abschätzen, nicht übermüdet losfahren! Kein Alkohol, ein Imker braucht seinen Führerschein!

Begleitperson: Ist eine Hilfe beim Fahren und Arbeiten und eine Sicherheit bei Unfällen.

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