Die gläserne Imkerei
Emil Schiele - Wielandstraße 11 - 89160 Dornstadt - Telefon 0171 / 1962862
Das Jahr des Imkers im
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Hinweise für Juli

Gesund über den Sommer

Mit Ablauf des Monats Juli nähert sich in den meisten Gebieten die Honigsaison bereits dem Ende. Spättrachten gibt es allenfalls noch aus arttypischen Waldhoniggebieten. Sie bedingen etwas anderer Weise.

Artenreicher Sommerhonig

Die vielfältige Zusammensetzung des Sommerhonigs aus Massen- und Läppertrachten, wie Linde, Phacelia, Sonnenblume, verschiedene Kleearten und Honigtauanteilen, liefert in der Regel eine feine von Honigkennern gefragte Qualität. Dem Imker obliegt es, zum richtigen Zeitpunkt zu schleudern.

Diese letzte Honigentnahme des Jahres bedingt ein gutgeplantes Vorgehen. Dabei bevorzugt man den frühesten Morgen und entnehme die Waben zügig. Die Bienen sollen keine Möglichkeit finden, offene Honigwaben zu "orten", denn schneller als man denkt sind andere Kundschafter informiert, daß sich hier eine neue Trachtquelle bietet. Die Honigwaben sollen immer abgedeckt sein, die Arbeit ist ohne Kleckerei auszuführen. Dies als Grundvoraussetzung, Räuberei zu vermeiden. Sie kann, leider oft unbeachtet, der gefürchteten Faulbrutverbreitung Vorschub leisten. Völlig unverständlich ist in diesem Zusammenhang das Ausleckenlassen von geschleuderten Waben oder gar der Honigschleuder- eine für die Bienen vermeintlich gut funktionierende Reizungsmaßnahme.

Jetzt ist ,,Bienenpflege" angesagt.

Es ist wichtig, nach dem Abschleudern noch am gleichen Abend den Völkern Flüssigfutter von etwa 3 bis 5 Liter im Verhältnis 1:1 zu reichen, wenn auch der Honig nicht gänzlich abgeerntet wurde. Heute bietet die Zuckerindustrie verschiedene Möglichkeiten an, den Völkern nicht nur eine Bevorratung zu ermöglichen, sondern gleichzeitig eine Reizwirkung zu erzeugen. Möchte der Imker ein paar Tage wohlverdienten Urlaub mit der Familie antreten, empfiehlt sich für starke Völker eine Teigfuttergabe. Diese wird von den älteren Bienen, die nicht überwintern, abgebaut und invertiert. Dem nächsten Brutsatz bietet sich dann Futter in bester Qualität, er geht wenig beansprucht in den Winter. Wichtig ist gerade in diesem Fall, daß die Bienen eine naheliegende Wasserstelle finden (siehe auch Frühjahrshinweis).

Das 15-kg-Paket ist nicht als ausreichenden Wintervorrat anzusehen. Je nach Brutverhalten wird einiges davon bis zum September verbraucht, so daß noch einmal eine Kontrolle des Futtervorrats notwendig wird. Bei der Nachfütterung, greift man besser auf Flüssigfertigfutter zurück, weil die Bienen so bei geringerer Verarbeitung mit weniger Anstrengung belastet die sie bei einer schwierigen Überwinterung anfälliger machen würde. Werden alle diese Vorgänge und Maßnahmen von einem zufriedenstellenden Pollenangebot flankiert, werden die Sorgen um die Auswinterung geringer. Alles in allem gilt das Wort des Bienenbarons von Berlepsch: ,,Je honiger das Winterfutter ist, desto besser überwintern die Bienen".

Varroa und kein Ende?

Unverzichtbar erscheint zu diesem Zeitpunkt die Dezimierung der Varroamilben; denn die Sommerbekämpfungsmaßnahmen wie das Ausschneiden der Dronenbrut oder eine Brutpause reichen nicht aus, den Befall auf ein für die Bienen erträgliches Maß zu senken. Die Anwendung von Medikamenten wird in der Imkerschaft Zwiespältig beurteilt. Die immer wieder angeführten Rückstandsbelastungen im Wachs, aber auch im Honig, lassen Skepsis darüber aufkommen, wohin dieser Weg führt. Allerdings ist die Frage berechtigt, ob die Existenz der Honigbiene ohne Medikamente überhaupt noch möglich wäre.

Die verschiedenen Säuren haben auch ihre Tücken! Unzweifelhaft bleiben dem Imker zu Recht seine Bedenken. Eines jedoch gilt für jeden Bienenhalter: Als Tierhalter hat er die Verantwortung für die Gesundheit seiner Bienen übernommen. Er muß entsprechende Maßnahmen zur Gesunderhaltung ergreifen. Grundsätzlich darf er sich dabei nur zugelassener Varroabekämpfungsmittel bedienen. Ein Nachteil im Behandlungsablauf scheint darin zu liegen, daß eine einheitliche und allgemein wirksame Handhabung der Mittel nicht zugleich und termingerecht vorgegeben werden kann.

Ist die Imkerschaft durch allzuviel Empfehlungen und gute Ratschläge verunsichert? Es ist wie beim Rähmchenmaß: Jeder bevorzugt seine eigene Methode. Aus diesem Grunde sollte man nicht auch noch die unterschiedlichen Arten der Behandlung beschreiben. Der Imker hat ohnehin die Qual, zu sondieren, welches Verfahren sich für seine Betriebsweise am besten eignet. Deshalb werden nur ganz Findige mit der gegebenen Situation fertig.

Insbesondere ist die Gehmülldiagnose im Spätsommer ein wichtiges Erkennungsmerkmal für den Befallsgrad. Die Möglichkeit der Gehmüll-Untersuchung muss deshalb jeder Imker schaffen; denn die Anzahl der pro Tag auf natürliche Art gefallenen Milben läßt sich mit einem bestimmten Faktor (100 bis 300) auf den etwaigen Bestand unter Berücksichtigung des Brutstandes hochrechnen.

Bei Verwendung eines Gitterbodens ist die Gehmülldiagnose leicht durchführbar. Wer nicht damit arbeitet, sollte entsprechende Schubladen oder Zwischenrahmen verwenden. Sinn einer Varroabekämpfung zum jetzigen Zeitpunkt ist der Schutz der Winterbienen vor Verletzungen. Je mehr Varroen, desto mehr Winterbienen werden durch Bißwunden der Milben geschädigt. Das Volk wird anfällig gegen Folgekrankheiten und bricht schlimmstenfalls nach der Winterauffütterung zusammen. Ein untrügliches Zeichen dafür: Zwar gut eingefüttert, aber leere Beuten.

Für eine medikamentöse Behandlung nach der Abschleuderung bieten sich in diesem Jahr die Ameisensäure auf der Illertisser Milbenplatte an, oder mit der Flasche nach Dr. Liebig. Sammeln Sie auf dieser Basis eigene Erfahrung für die Anwendungsform. Nutzen Sie die Unterstützung erfahrener Imkerkollegen und Ihres Imkervereins! Dann werden Sie zumindest den Varroabestand mit wenigen Ausnahmen niedrig halten.

Ohne Jungvölker geht es nicht.

Eine weitere Voraussetzung für einen gesunden Völkerbestand ist der Aufbau, die Bereitstellung von möglichst unbelasteten Jungvölkern (wie in den Vormonaten beschrieben). Im Juli erfolgt eine Überprüfung der Ableger mit Jungköniginnen auf deren Qualität. Was erwartet man dabei? Zunächst eine gute Legeleistung und ein möglichst geschlossenes Brutnest. Ferner müssen die Völker vital und gesund sein, z.B. mit Kalkbrut befallene Völker sondert man sofort aus. Nicht die Waben auf andere Völker verteilen! Damit kann die Pilzkrankheit verbreitet werden. Man gehe von weiteren positiven Eigenschaften aus, etwa Sanftmut, Wabenstetigkeit usw. Dafür sollte das gute Zuchtmaterial bürgen.

Der Futtervorrat wird bei den einzelnen Völkern unterschiedlich sein. Das sollte man auf der Stockkarte vermerken, um dann entsprechend Flüssigfutter nachzureichen. Jetzt entscheidet man auch , ob das Volk ein- oder zweiräumig eingewintert wird. Ist die Zarge dicht mit Bienen besetzt und pflegt das Volk möglichst 7-8 Brutwaben, gibt man eine zweite Zarge. Dabei verwendet man hellbraune, leicht angebrütete Waben, weil auch eine diesjährige Königin nur ungern auf unbebrütete Waben geht.

Waldhonig oder Honig aus dem Wald?

Die im Vormonat ausführlich beschriebene Möglichkeit der Sommertrachtnutzung möchte ich hier für Juli noch mit einigen Sätzen über die Waldtracht ergänzen. Grundsätzlich liefert der Wald zwei Honigarten, und zwar einmal "Blütenhonig" von blühenden Bäumen und Sträuchern wie Roß- und Edelkastanien, Ahorn und Linden, Robinie und Faulbaum. Aus der Kraut- oder Schattenebene sind Himbeere und Brombeere, Heidelbeere und das Waldweidenröschen.

Die zweite Honigquelle ist die "Honigtautracht". Sie ergibt sich durch besondere Insekten, die allgemein unter dem Begriff "Honigtauerzeuger" bekannt sind. Nur dieser Honig, der besonderen Kriterien unterliegt (elektrische Leitfähigkeit, 0,8 bis 1,0 Milli-Siemens), darf als ,,Waldhonig" verkauft werden. Die Siebröhrensaft liefernde Wirtspflanze, dabei dominiert eindeutig die Fichte, weil sie die meisten Honigtauerzeuger bewirtet.

Eine enge Verbindung besteht zwischen Waldameisen und Pflanzenläuse (sogenannte Honigtauerzeuger). Das soll die Imker aber nicht veranlassen, Wanderstände neben Ameisenkolonien einzurichten. Den dabei kann es vor allem im Frühjahr zu bösen Überraschungen kommen, weil die Waldameisen auf der Suche nach Zuckerstoffen gern in die Bienenvölker eindringen.

Die Waldameisen sind ein ganz wichtiges Schlüsselglied im Ökosystem Wald. Sie tragen in großem Maße zur Vernetzung der Tier- und Pflanzenwelt bei. So verbreiten Waldameisen mehr als 150 Pflanzenarten in unseren Wäldern. So sind also Ameisen als Gärtner tätig und verbessern im windstillen Raum des Waldes das Blütenangebot für viele Insekten, auch für unsere Bienen! Zusammengefaßt sei gesagt: Glücklich darf sich derjenige Imker schätzen, dessen Bienenvölker den Wald nutzen können.