Die gläserne Imkerei
Emil Schiele - Wielandstraße 11 - 89160 Dornstadt - Telefon 0171 / 1962862
Das Jahr des Imkers im
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Hinweise für Juni

Trachtpause zwischen Raps und Linde

Nach dem Abblühen der Winterrapsflächen kann es regional bzw. örtlich zu zwischenzeitlichen Trachtpausen kommen; denn die Robinie und die verschiedene Lindenarten als Massentrachten schließen sich nicht unmittelbar an. "Läppertracht" reichen bei gutem Wetter in der Übergangszeit zwar für den Eigenbedarf der Völker, zur Vorratsbildung jedoch nur selten. Mehr oder weniger käme der Wald mit seinem Blüten-angegbot von Heidelbeere, Himbeere und Faulbaum in Frage, sofern der Imker das Glück hat, in seiner Nähe zu haben oder eine Anwanderung geplant ist.

Dieser Zustand des süßen "Nichtstun" fördert den Schwarmtrieb, weil nach der überreichen Ernährungsphase durch den Winterraps viele Jungbienen zur Verfügung stehen, die naturgemäß "Leistung" bringen wollen. Eine Kontrolle der Völker ist deshalb zu diesem Zeitpunkt unerläßlich, selbst wenn sie sich nicht bis auf die Prüfung der allerletzten Wabe erstreckt. Das Ankippen der Zarge und die Kontrolle der Baurahmen reichen dem geübten Auge des Imkers. Um das zu lernen, ist es durchaus verständlich, wenn sich der Neuimker anfänglich Gewißheit durch eine intensivere Nachschau verschafft. Aber bei allem Wissensdurst bitte nicht dreimal in der Woche. Das wäre dann doch des guten zuviel! Außerdem werden es sich die Bienen anmerken lassen. Ganz gleich, ob sich ihr Verhalten ändert (Unruhe, zunehmende Stechlust) oder daß kleine Abstriche bei der Honigernte zu machen sind (jede Nachschau kostet für die Bienen zusätzlich Arbeit-Energie, also Honig).

Das Grünbracheprogramm, ein Ausweg

Eine vorteilhafte Maßnahme für die eingangs benannte Trachtpause war und ist die eingeführte Form der Flächenstillegung in den Mitgliedstaaten der EU. Es galt, eine Überschußproduktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse einzudämmen. Zusätzlich versprach man sich ökologische Vorteile in der Landschaft; denn auf diesen Flächen dürfen keine Chemie eingesetzt, ferner weder Mineraldünger noch Gülle ausgebracht werden. Auf gar keinen Fall darf eine wirtschaftliche Nutzung erfolgen. Zusätzlich trägt die Flächenstillegung nicht unwesentlich zur des Ansehens der Landwirtschaft bei (die Landnutzung fördert Wildkräuter erhalten, Trachtpflanzen für Insekten aussähen, optische Verschönerung der Landschaft durch bunt blühende Flächen). Das läßt uns Imker hoffen!

Die Flächen bieten vielen Tierarten Nahrung.

Die Pflanzen und Blütenvielfalt wirkt sich vorteilhaft für die Honigbiene und andere Insekten aus. In der Imkerschaft scheint die Resonanz unterschiedlich zu sein. Sie reicht von Äußerungen wie "Kein Honigboom" bis zu "Preisverfall des Honigs durch hohe Ernten aus dem Blütenangebot der Grünbracheflächen". Vor allem in Gebieten mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung und mit Monokulturen fehlt es an Bienenweidepflanzen. Da kann es für die Imkerschaft nur erfreulich sein, wenn auf den stillgelegten Ländereien Pflanzen wie Phacilia, verschiedene Kreuzblütler (Gelbsenf, Ölrettich), Winter-und Sommerwicke, Buchweizen und verschiedene Kleearten sowie das Brandenburger Bienenweidegemisch (für leichte Böden) oder die Tübinger Mischung zum Blühen kommt Es verbessert sich dadurch nicht nur die Sommerhonigernte, nein, auch die Bienenvölker entwickeln sich durch eine vermehrte Pollen-und Nektartracht besser als durch Reiz- oder Zufütterung.

Phacelia, fast außer Konkurrenz

Als die Phacelia, bei uns auch "Büschelschön" oder "Bienenfreund" genannt, der Anbau auf größeren Flächen auftauchte, ließen mich Berichte an dem eigentlich guten Ruf dieser Trachtpflanze zweifeln. Selten oder gar nicht wurde von einer guten Honigernte berichtet.

Wie andere Pflanzen auch, benötigt die Phacelia bestmögliche Vorausetzungen für die Nektarsekretion, weniger für eine Pollenabgabe. Sie ist also keine Wunderpflanze, und deshalb wird auch von unterschiedlichen Erträgen berichtet.Wenn alle positiven Bedingungen zusammenkommen, kann man den Darstellungen in der Imkerliteratur beruhigt Glauben schenken, daß die Phacelia eine gute Trachtpflanze ist.

Aus der Phaceliatracht kommend, sehen die Bienen oftmals schwarz aus. Das rührt einmal vom tiefblauen Pollen her, und zum anderen arbeiten sie ihr Haarkleid regelrecht ab. Um an die Nektarien heranzukommen, müssen die hochstehenden Staubgefäße "verdrängt" werden.

Phacelia-Honig läßt sich gut schleudern. Er ist reich an Frucht- und Rohrzucker. Im Gegensatz zum Rapshonig kristallisiert er erst nach ca. 4 Wochen, hell und feinkörnig. Der Schleuderraum duftet nach einem blühenden Phaceliafeld. Ins Imkerglas gefüllt, verliert sich des Honigs Typischer Geruch, nur ein angenehmer Hauch bleibt erhalten.

Der mißliche Schwarmtrieb

Wenn man fast ausschließlich mit einjährigen Königinnen imkert, gelingt es relativ gut, die Völker mit den im Vormonat geschilderten Maßnahmen wie Erweiterung, Schröpfen und Schleuderung harmonisch-sprich schwarmlos- über diese kritische Phase zu bringen. Für eine zufriedenstellende Sommertracht, vorausgesetzt, der Sommer verregnet nicht, ist das unabdingbar. Ein abgeschwärmtes Volk fällt zu diesem Zeitpunkt für den Rest der Trachtzeit aus. Im Schwarmzustand ist es nicht gewillt, Honigvorräte für den Winter anzulegen. Im geht es um die Vermehrung; es verläßt dieses Stadium erst wieder, sobald eine Weiselzelle, besser aber eine begattete Königin im Volk vorhanden ist. Es ist immer ein Risiko, dem Volk nur eine schlupfreife Weiselzelle zu belassen, zu leicht wird eine zweite übersehen, gerade bei der jetzigen Volkstärke. Jede weitere bedeutet einen Schwarm. Deshalb ist eine Zwischenkontrolle unerläßlich. Sobald eine gute Tracht, evtl. aus der Linde, einsetzt, verliert sich der Schwarmtrieb, und das Volk widmet sich wieder dem Sammeln von Nektar und Pollen.

Besondere Aufmerksamkeit gilt zu diesem Zeitpunkt dem Nachwuchs, also den Jungköniginnen in Begattungskästchen bzw. in den im letzten Maidrittel hergerichteten Ablegern: Sind diese Königinnen begattet? Man sagte schon, Früzucht kann Mühzucht sein. Zumeist liegt es am Wetter ob die Käniginnen begattet sind; denn Drohnen dürften trotz ausgeschnittener Baurahmen genügend zur Verfügung stehen.

Der Juni ist für unsere Bienen nicht immer der günstigste Monat. Die Schafskälte bringt oft kühles und regnerisches Wetter mit sich. Wünschenswert wäre eine Begattung der jungen Königinnen innerhalb von 8 bis 10 Tagen nach der Aufstellung. Sitzen sie drei Wochen fest , wird selten etwas aus ihnen. Hoffen wir also, daß die ersten schon in Brut gegangen sind. Wenn dann Pollen und Nektar von außen hereinkommen, ist eine sichere Grundlage für das nächste Jahr gegeben. Andernfalls, in einer gerade im Juni möglichen Trachtpause, muß der Imker dann für einen kontinuierlichen Futterstrom sorgen. Mangel dürften die Völker nicht leiden.