Die gläserne Imkerei
Emil Schiele - Wielandstraße 11 - 89160 Dornstadt - Telefon 0171 / 1962862
Das Jahr des Imkers im
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
Hinweise für Mai

Den Wonnemonat nennt man ihn

Der Mai, für den Imker das Signal des Beginns einer zwar kurzen ,jedoch arbeitsreichen Bienensaison! Natürlich wird er die lange erwartete Umwandlung der Landschaft in ein sattes Grün mit vielerlei bunten Farbtupfern freudig aufnehmen; aber jetzt heißt es kräftig zupacken und günstiges Wetter ausnutzen. Der Mai kann auch noch recht kühl und naß sein. Dann gerät der Imker unter Zeitdruck. Wer seine Winterarbeit, die Vorbereitung des Waben- und Zargenmaterials nicht gemacht hat, muß zwangsläufig Überstunden einlegen.

,,Ein Schwarm im Mai..."

Nach dem Abblühen der Obstbäume und mancherorts des Löwenzahns steht der Raps in voller Blüte. Bei günstigem Witterungsverlauf werden die Bienenvölker jetzt ihrem Höhepunkt zusteuern, so daß eine Durchsicht im 7-bis 9tägigen Rhythmus empfehlenswert ist. Sie richtet sich zunächst auf den oder auf die Baurahmen im Brutraum, wobei man den oberen bevorzuge (damit ist eine Zarge weniger zu bewegen). Sie spiegeln die Entwicklung und die Stimmung des Volkes wieder. Voll und ebenmäßig ausgebaut, so deuten sie noch keine Schwarmstimmung im Volk an. Die verdeckelte Drohnenbrut wird ausgeschnitten. Nicht in beiden Rahmen zugleich, sondern im Wechsel von einer Nachschau zur anderen so steht den Varroen immer eine Lockwabe mit offener Brut zur Verfügung. Anschließend wird der obere Brutraum angekippt, um die evtl. bei schmaleren Rähmchen-Unterträger zwischen den beiden Bruträumen angesetzten Weiselnäpfchen zu erkennen. Meist sind es aber unbestiftete Spielnäpfchen bzw. Weiselzellen ohne Larven.

Ist das Volk stark genug und das Trachtangebot günstig, dann gibt man einen zweiten Honigraum unter den ersten, sofern dieser schon einigermaßen vollgetragen ist. Diese Arbeiten fördern die Harmonie im Bienenvolk, der Bautrieb bleibt erhalten. Das Ausschneiden der verdeckelten Drohnenbrut kann als Teil der chemielosen Varroabekämpfung angesehen werden.

Leider kann uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen, und die Tracht setzt aus. Dann bietet sich bei der nächsten Nachschau ein ganz anderes Bild: Wir finden bestiftete oder schon mit Larven besetzte Weiselzellen. An angefangenen Herzwachsstücken hängen kurz vor der Verdecklung stehende Weiselzellen. Im Baurahmen wird nicht mehr gebaut. Das Volk will schwärmen. Gefördert wird dieser Zustand zusätzlich durch eine zu alte Königin und durch eine aufkommenden Futtersaftstau bei Platzmangel für die Eiablage; Ursache: Das Brutnest ist verpollt oder verhonigt.

Eine zwiespältige Situation

Der Schwarm ist eine naturgerechte Art der Vermehrung. Kaum eine Maßnahme der Ablegerbildung zeigt eine derart vitale Entwicklung, was Baulust und Sammeleifer betrifft. Ihm ist am nächsten der Kunstschwarm mit einer begatteten Jungkönigin. Die Schwärmerei paßt nicht in die angestrebte Nutzung der Früh und Sommertracht, sie führt zu Ertragseinbußen.

Das Ausbrechen der Weiselzellen allein bedeutet selten eine Schwarmverhinderung, zumeist nur eine kurzfristige Verzögerung. Hier hilft nur eine Radikalkur ,,Ablegerbildung" Der Aufbau von Jungvölkern ist zwingend notwendig. Nur damit hat die Bienenhaltung im folgenden Jahr einen gesunden und damit weniger anfälligen Unterbau. Empfehlenswert ist eine entfernte Aufstellung.

Ableger, ein gut angelegtes ,,Kapital"

In einer Zeit des Überflusses von Brut, Futter und Pollenwaben sowie bestens gepflegter Jungbienen bietet sich die Ablegerbildung geradezu an. Außerdem dient sie der Schwarmverhinderung. Zur Bildung von Brutablegern entnehme man starken Völkern verdeckelte Brutwaben mit Bienen sowie Pollen und Futterwaben. Die Ergänzung im Altvolk erfolgt mit ausgebauten, möglichst angebrüteten Waben, weil schon vor dem Ende der Rapstracht Mittelwände ungern angenommen werden (beginnende Disharmonie). Mit den entnommenen Waben werden sog. Sammelbrutableger, die man später aufteilt.

Für diese einzargigen Ableger verwendet man 4 bis 5 Brutwaben und 2 Futterwaben. Der restliche Raum wird mit Mittelwänden aufgefüllt. Bei Gutem Futterangebot werden diese von den zahlreichen schlüpfenden Jungbienen zügig ausgebaut. Alle Nachschaffungszellen schneidet man aus. Dann wird entweder eine begattete Jungkönigin oder eine schlupfreife Weiselzelle zugesetzt. Sofern sie nicht zur Hand ist, setzt man einen Eistreifen von einem Zuchtvolk ein, wobei die Zellen verkürzt werden, in eine Wabengasse gehängt. Ganz einfach auch deswegen, weil zu einem so frühen Zeitpunkt (2./3. Maidekade) noch keine Königinnen zur Verfügung stehen (Frühzucht ist Mühzucht. Ein Nachteil der Eisstreifengabe ist, daß womöglich mehrere Königinnen schlüpfen und aus den relativ starken Ablegern kleinste Schwärme fallen. Da hilft nur eines: Rechtzeitig eingreifen, damit nur eine Königin im Volk verbleibt! Es ist zu empfehlen, die Ableger mit einem (zugelassenen) Varroabekämpfungsmittel zu behandeln. Eine Nachkontrolle auf Weiselrichtigkeit ist später dann erforderlich.

Vorteilhafter ist ohne Frage der Kunstschwarm. Mit ihm vereinigen sich alle Forderungen auch für die stabile Gesundheit eines aufgebauten Volkes, nämlich: Junger Bau, eine begattete Jungkönigin und Bienen verschiedener Altersstufen, also ein gewünschter Schwarm. Die Kunstschwarmbildung gehört in fast allen Fachbüchern zu den beschriebenen Betriebsweisen.

Rapshonig sofort schleudern

(Auf der schwäbischen Alb blüht der Raps ungefähr um den 10. bis 15.Mai).
Eine Zwischenschleuderung noch vor dem Ende der Rapstracht kann ebenfalls zur Schwarmverhinderung beitragen; denn ein Bienenvolk auf vollen Honigwaben ruht sich gern aus. Das heißt, es stellt sich nachlassender Sammeleifer ein. Im Übrigen ist es ratsam, Rapshonig bis auf einen Versorgungsrest abzuschleudern (siehe April Hinweise ). Sollte eine Trachtlücke auftreten, darf ausschließlich eigener Honig zugefüttert werden. Wohlgemerkt, es darf nur reifer Honig geschleudert werden: Zu berücksichtigen sind die Bewertungskriterien der D:I:B:/CMA-Qualitätsanforderungen, wobei man davon ausgehe, daß Sie als Leser der Monatszeitschrift Ihres Landesverbandes sind, Ihren Honig in das Imkerhonigglas des D:I:B: abfüllen. In dieser Zeit fallen bestimmt kühle und damit trachtlose Tage, so daß die Gewähr besteht, daß derweil kein frischer Nektar eingetragen wurde und somit "unreifer" Honig nicht in die Schleuder gelangt. Honig ist ein Lebensmittel. Dem zufolge sind gesetzliche Kriterien zu erfüllen! Das ist der Imkerschaft bekannt. Für die Lebensmittelhygieneverordnung gültig ab (o8.02.1998)nebst HACCP -Konzept wird noch nach Lösungen gesucht.

Ohne Königinnenzucht kein Fortschritt

Aus dem zuvor Gesagten werden Sie die Notwendigkeit der Königinnen- Vermehrung entnommen haben. Sie ist Teil der Ablegerbildung und muß im Terminplan damit zeitgleich verlaufen. Falls es irgendwie dabei hapert, ist es von Vorteil, mit einem Imkerkollegen zusammen zu züchten und zu vermehren, Falls er in ähnlicher Situation ist wie Sie. Nutzbringend ist auch die. Mitgliedschaft in einem Züchterring oder in einer Zuchtgemeinschaft. Weitere Möglichkeiten, um an nachzuchtwürdiges Material zu gelangen, ergeben sich auch durch Umlarvtage in einem vielleicht nahegelegenen Institut.

Warum eigentlich nicht selber züchten! Einmal mit Erfolg versucht, läßt man es nicht wieder. Ohne Höhen und Tiefen zu erleben, kommt man allerdings nicht davon. Aus Fehlern lernt man. Für meinen Eigenbedarf ziehe ich Königinnen im entsprechend vorbereiteten weiselosen Volk. Als Zuchtmaterial kauft unser Verein jedes Jahr eine Reinzuchtkönigin, von der jedes Mitglied an bestimmten Tagen Zuchtstoff abholen kann.

Unbestritten ist die Königinnenzucht ein großes Plus in einer zeitgemäßen erfolgreichen Bienenwirtschaft. Die Natur allein wählt niemals auf Vollkommenheit der wirtschaftlich wünschenswerten Eigenschaften aus Ihr geht es nur um die Erhaltung der Art unter den gegebenen Umweltbedingungen. Wir wissen, daß jede Rasse gute und weniger gute Eigenschaften nach unserem Sinne hat. Züchten heißt: ausdauerndes Vermehren des Besten und Ausscheiden des Schlechten. Im Verlauf der Jahre können sich die Anforderungen ändern. Zu den gewünschten Eigenschaften wie Sammeleifer, Brutfreudigkeit und Sanftmut, um nur einige zu nennen, gewinnt in neuerer Zeit die Frage nach Varroaresistenz zunehmend an Bedeutung.

Nicht jeder Bienenhalter muß Züchter sein. Er soll aber bestrebt sein, einen Stand von überdurchschnittlicher Leistung zu betreuen. Ohne den Zugriff auf leistungsstarkes Zuchtmaterial ist das nicht möglich. Unsere Imkerorganisation bietet jedem Mitglied in dieser Hinsicht mehrere Wege an.