Die gläserne Imkerei
Emil Schiele - Wielandstraße 11 - 89160 Dornstadt - Telefon 0171 / 1962862
Das Jahr des Imkers im
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Hinweise für April

Ein launischer Monat

Eine Wetterprognose für den April abzugeben gilt allgemein als schwieriges Unterfangen, insbesondere für den landwirtschaftlichen Bereich, also auch für die Bienenhaltung. Der Imker sollte aber auch für alle Fälle vorbereitet sein, denn Witterungssprünge können über Nacht eintreten. Nie wieder wird den Bienen jedoch ein so reichhaltiges Blütenangebot wie in diesem Monat zur Verfügung stehen. Wenn wir nicht Acht geben, kann sogar bei günstigem Verlauf ein Verhonigen des gesamten Bienensitzes eintreten. Das ist kein Imkerlatein, aber auch nicht die Regel.

Kenntnis über die Bienenweide verbessern

Die Blütenvielfalt kann das Angebot mit seinen vielen hundert Variationen eben so prägen wie die Obstbaum - und Rapsblüte. Apropos Blüten- bzw. Pflanzenkenntnis: Da wünschte ich mir, dass sich die Imker noch mehr Wissen über die Bienenweide aneignen. Ein Fachbuch darüber, vielleicht ein Bestimmungsbuch sollte jeder zur Hand haben. Die Kenntnis um die komplexen Zusammenhänge zwischen Blütenbau, Insektenbesuch und Bestäubung macht neugierig und ermuntert immer wieder dazu, sich in diese Materie zu vertiefen. Es ist ratsam, dass der Bienenhalter die Entstehung und Absonderung des Nektars seinen Honigkunden erklären kann. Dabei müssen ja nicht immer Begriffe wie Flora- oder Extrafloralnektarien fallen. Allein schon der Zeitpunkt und die Umstände für die Nektar- und Pollenabgabe der Pflanzen sind wissenswert. Die Praxis bestätigt oft: Der Kunde möchte zwar das fertige Bienenprodukt, den hochwertigen Honig erwerben, daneben aber auch den Entstehungsvorgang kennen lernen.

Ein weiterer Aspekt in diesem Zusammenhang scheint mir unverzichtbar, nämlich die immerwährende Verbesserung der Bienenweide. Möglichkeiten dafür ergeben sich z.B. auf Nachbargrundstücken, in Schrebergärten, Grünanlagen, praktisch in allen Siedlungsräumen. Selbst wenn dafür sehr viel Mühe aufgewendet werden muss, die Pflege der Bienenweide sollte der Imkerschaft am Herzen liegen. Nicht nur als Nahrungsgrundlage für die Honigbiene, sondern für alle Insekten. Lassen wir einmal die Großtrachten ausfallen: Welche Ernteergebnisse wären dann zu erwarten? Daneben bleibt festzustellen, dass, obwohl auch nachgepflanzt, ältere Nahrungsstämme wie Rosskastanien, Linden, Ahorne, selbst Obstbäume viel zu früh aus unserer Umgebung entnommen werden. Sie waren krank, heißt es dann lapidar. Die Sicherheit des Bürgers und das Gewinnen von Siedlungsräumen sind heute die Argumente der Verwaltungsbehörden.

Wenn die Imker auf diesem Betätigungsfeld ein wenig mehr Einfluss nehmen, ist das langfristig als Fortschritt zu werten. Selbst im Bereich der Forst könnten vermehrt Bienenweide-Verbesserungen vorgenommen werden. Die Biene ist ein Tier des Waldes! Warum sollten sich am Waldsaum nur Einzelbäume farbig leuchtend abheben? Die Vorteile gut strukturierter Waldränder sind bekannt. Wenn sie sich auch aus heimischen Kraut-, Strauch- und Baumarten zusammensetzen, können sie ein erhebliches Potential als Nahrungsgrundlage sowohl in Form von Blüten wie auch Früchten anbieten.

Ein Meer von Blüten wartet auf unsere Bienen

Im zeitigen Frühjahr gelten die Weiden mit ihrem überreichlichen Pollenangebot, auch mit ihrer Nektarabsonderung, als Triebkraft für eine gute Volksentwicklung schlechthin. Fallen sie infolge ungünstiger Witterungsverhältnisse aus, müsste das Beeren-, Kern- und Steinobst diese Funktion übernehmen. Wird der Rhythmus, die Abfolge der Blüte gestört, kann es dazu kommen, dass die Honigraumreife der Völker einige Tage später eintritt und die für meine Begriffe wichtigste Tracht des Jahres, der Winterraps, nicht mit der gewünschten Flugbienenmasse (40-Tage-Regel) angenommen werden kann.

Das Bienenvolk strebt um diese Zeit die Optimierung des Brutstandes, der Vorratsbildung und Bauerneuerung an. Es wächst sichtbar, wenn die Schnittpunktkurve auslaufender Bienen über der der absterbenden Altbienen liegt, sich also ein Überhang an Jungbienen ergibt, immer vorausgesetzt, das Volk ist gesund und das Wetter spielt mit. Die nun einsetzende Frühtracht, beginnend mit dem Beerenobst, dann Steinobst, Kernobst, Löwenzahn, in waldreichen Gebieten bei entsprechenden Bodenverhältnissen das Buschwindröschen, dieses Großangebot an Pollen und Nektar treibt die Völker in die Höhe und erfordert zunehmend Raum.

Die Honigraumfreigabe mit Gefühl vornehmen

Magazin-Imkerei bedingt das Arbeiten mit kompletten Zargen. Das Bewegen einzelner Waben entfällt bei mir. Von Ausnahmen (Baurahmen, Zuchtvolk) abgesehen, besteht dafür keine Notwendigkeit. Den Bienen bekommt es besser, wenn ein gewachsener Körper nicht auseinandergerissen wird. Meine Aufmerksamkeit richte ich (nach Abschwächung des Flugbetriebs) auf die Volksstärke mit einem Blick unter die Folie und in den Unterboden.

In der Regel kann mit Beginn der Süßkirschenblüte in unserer Gegend mit der Erweiterung der besten Völker begonnen werden. Um dem Schwarmtrieb vorzubeugen, gebe ich bewusst den ersten Honigraum lieber eine Woche zu früh als einen Tag zu spät. Die aufzusetzenden Zargen sind fertig bestückt, und zwar je zur Hälfte mit Mittelwänden und vorjährigen ausgeschleuderten Honigwaben. Die Honigreste darin sind nicht sauer oder gegoren, die Waben werden bei mir kühl gelagert. Ich setzte weder Brut um , noch verwende ich bebrütete Waben, die unter Umständen einer medikamentösen Behandlung ausgesetzt waren, inzwischen sehr wohl wissend, dass auch unbehandelte Waben Rückstände von Varroa-Bekämpfungsmitteln beinhalten können.

Nach einigen negativen Erfahrungen arbeite ich hierbei ausschließlich mit einem Absperrgitter. Es bewirkt, dass die Königin im Honigraum kein Brutnest anlegen kann und damit die Erweiterung, selbst bei kühlem Wetter und ohne Tracht, mit dem Einsetzen einer Honigraumzarge kein Risiko bedeutet, weil der Wärmehaushalt im Bienenvolk kaum gestört wird.

Ein weiterer Gedanke erscheint mir erwähnenswert: Ein zu lange im Honigraum belassener Rapshonig könnte, bedingt durch die noch nicht geschlüpfte Brut, kristallisieren. Selbst wenn das Volk stark ist, werden verdeckelte Honigwaben nicht immer so besetzt, dass Stockwärme den Kristallisationsprozess bei dem schnell festwerdenden Rapshonig hinauszögert. Diese Waben gleichen Brettern mit ,,Zementhonig". Keine Schleuder leert sie.

Vor der Erweiterung wird der Futterstand kurz geprüft. Fünf Kilogramm Vorrat sollte bei kurzfristig zu erwartender Tracht ausreichen. Überschuss wird entnommen, weil das Futter sonst von den Bienen in den Honigraum umgetragen wird. Das muss vermieden werden, denn Winterfutter aus Zuckerstoffen gehört nicht in den Honig! Bei einer Notfütterung ist nur Honig aus eigener Imkerei zu verwenden, auf keinen Fall Auslandhonig!

Beim Erweitern wird gleichzeitig der Drohnen-Baurahmen kontrolliert. Ich hänge ihn bei der Einwinterung zweiräumiger Völker in die obere Zarge, um nicht so viel bewegen zu müssen, im Herbst schon deshalb, weil ich im Frühjahr manchmal zu spät reagiert habe. Weist er verdeckelte Drohnenbrut auf, wird er ausgeschnitten. Das dient der biologischen Varrroa-Bekämpfung. So hoffe ich jedenfalls, denn es gibt ja auch Einwände. Wenn möglich gebe ich einen zweiten Baurahmen und schneide später im Rhythmus von 7 bis 9 Tagen abwechselnd aus. Gleichzeitig ergibt sich damit die Schwarmtriebkontrolle.

Bauerneuerung kostet keinen Honig

Eine der elementarsten Maßnahmen zur Förderung der Bienengesundheit ist die Bauerneuerung. Sie geht keinesfalls zu Lasten des Honigertrags. Dunkle, manchmal schwäre Waben sind Träger verschiedenster Krankheitskeime. Im Schwächezustand des Volkes sind sie sofort gegenwärtig.

Bei guter Tracht bauen die Bienen immer. Jetzt ist der Zeitpunkt gegeben, den Naturtrieb auszunutzen. Den Baubetrieb verdrängen hieße den Schwarmtrieb fördern, deshalb gilt: Selbst ganze Zargen mit Mittelwänden werden gleichmäßig ausgebaut, wie wir das ja gerne sehen! Ich hoffe, Ihre Bienenvölker überstehen die wichtige Phase der Auswinterung und sind gegen Ende April so stark, dass sie nach der Obstblüte eine endlich wieder einmal gute Rapshonigernte einbringen.