Die gläserne Imkerei
Emil Schiele - Wielandstraße 11 - 89160 Dornstadt - Telefon 0171 / 1962862
Das Jahr des Imkers im
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Hinweise für März

Vor der Bienensaison

Endlich der März auf dem Kalenderblatt: Hoffnung auf Sonnenschein, zunehmende Erwärmung, unsere Bienen in den Frühblühern dazu gehören u.a. Christrose, Winterling, Schneeheide, Schneeglöckchen, Krokus und Korneskirsche in den Hausgärten und Parkanlagen sowie Haselnuß, Erle, Pestwurz und Huflattich in der freien Natur. An günstigen Tagen blühen bereits die frühen Weiden. Die ersten Zugvögel, insbesondere die in typischer Keilform nach Norden ziehenden Kraniche mit ihren Trompetenrufen bestätigen die Gewißheit auf das Ende des Winters. Ihrem Instinkt vertraut der Mensch .Strenge Kälte dürfte es jetzt nicht mehr geben. Allerdings sollten die Wünsche nicht zu hoch geschraubt werden, denn der Frühling beginnt erst am 21. März!

Sicher wird im März, wenn nicht schon früher, der ersehnte Reinigungsflug stattfinden. Leider nehmen die Bienen keine Rücksicht auf die berufliche Tätigkeit ihres Betreuers. So wird der eine oder der andere gerade dieses Erlebnis versäumen. Nach erfolgtem Abkoten setzen sich die Bienen zum Ausruhen gern auf trockene, warme Stellen, sie verschmähen auch nicht die weiße Wäsche der Nachbarn. Weil hin und wieder ebenso über verschmutzte Autos geklagt wird, sollte man über diese ,,natürlichen Emissionen", die nun mal vom Grundstück des Imkers ausgehen, ggf. betroffene Nachbarn vorher informieren; Streitereien deswegen oder gar geführte Prozesse tragen keinesfalls zu einem gutnachbarlichen Verhältnis bei.

Am Tage des Reinigungsfluges sollte nicht an den Völkern gearbeitet werden. Mittels Fluglochbeobachtung kann man sich Notizen machen und an darauffolgenden Tagen mit 12-15 Grad Wärme, wenn sich die Bienen auf Wasser und erste Trachtquellen eingeflogen haben, die ,,Sorgenkinder" ansehen. Drei Dinge sind bei der ersten Nachschau zu prüfen:

1. Wie steht es um den Futtervorrat?

Mit zunehmendem Bruteinschlag steigt der Verbrauch erheblich. Je nach Volksstärke und Witterung liegt er jetzt bei etwa 3-5 kg monatlich. In der Aufwärtsentwicklung darf das Volk keinesfalls Not leiden, geschweige überhaupt verspüren, daß das Futter weniger wird. Erfahrungsgemäß verhungern immer die stärksten Völker. Deshalb füttere ich im Spätsommer nicht zu knapp auf. Finden die Bienen zusätzlich unter dem Winterfutter noch reichlich invertierten Pollen, entwickeln sie sich selbst bei bienentunfreundlichem Wetter bestens.

Über eines müssen wir uns diesem Zeitpunkt im Klaren sein: Mit Gewalt, also durch Reizung und andere Manipulation läßt sich im Frühjahr keine neue Ära im Bienenvolk einleiten. Wurden im Vorjahr der rechtzeitige Ablegeraufbau, die Spätsommerpflege einschließlich Varroabekämpfung und die sofortige Auffütterung nach der letzten Schleuderung versäumt, sind jetzt keine Wunder, keine vitalen entwicklungsfreudigen Völker zu erwarten.

Unterschiedliche Futtervorräte sind immer wieder vorzufinden. Bei gesunden Völkern können notfalls leicht aufgerissene Futterwaben um oder zugehängt werden. Stehen diese nicht zur Verfügung, greift man am besten zur Flüssigfütterung oder zur Futtertasche. Endsprechende Möglichkeiten bietet die Zuckerindustrie heute an. Solcherart Fütterung oder gar Reizung sollte aber möglichst immer die Ausname bleiben.

2. Ist das Volk weiselrichtig?

Zumeist signalisiert der Flugbetrieb mit fleißigen Pollenträgern die Weiselrichtigkeit. Nur in Ausnahmefällen sieht sich der geübte Imker getäuscht. Deshalb erfolgt eine kurze Inspektion. Die Königin muß weder gesucht noch gesehen werden! Langes Herumstochern gefährdet sie zu diesem Zeitpunkt. Oft noch recht beweglich, kann sie von den Bienen eingeknäult werden. Es reicht die vorsichtige Entnahme einer Wabe aus der Volksmitte. Enthält sie Eier und auch schon verdeckelte Brut, ist alles in Ordnung. Die Wabe wird wieder vorsichtig zurück gehängt.


3. Welchen Raum beansprucht das Volk derzeit?

Falls es zu schwach für ein zweiräumiges Magazin ist (und gar verschimmelte Waben vorgefunden werden), wird es mit genügendem Futtervorrat in eine Zarge einlogiert. Das ist auch in Hinsicht auf Frühjahrsräuberei angebracht. Jetzt wird sich zeigen, wie sich das Volk weiter entwickelt .Bei einzargig eingewinterten Völkern, in der Regel Ableger mit junger Königin, habe ich keine sorge. Sie sind wegen der rechtzeitigen Erweiterung gut im Auge zu behalten.

Bei allen Ständen achte ich auf eine natürliche Pollerversorgung, beginnend mit Haselnuß und Erle. Selbst wenn deren Nutzung witterungsbedingt eingeschränkt ist, verläuft die Blühzeit dieser Gehölze so variabel, daß sie wenigstens ein paar Tage Pollen liefern. Eine Wasserstelle natürlicher Art, etwas entfernt vom Stand, ist ebenfalls vonnöten. Aus hygienischen Gründen werden die Unterböden gegen gereinigte und trockene ausgewechselt.

Kranke Völker werden aufgelöst. Es bringt nichts, sie aufzuteilen, sie infizieren gesunde. Man hofft vergeblich auf Besserung. Schwächere Völker mit einem gesunden Brutbild und mit junger Königin lasse ich gewähren. Sie schaffen es noch zur Sommertracht. Weisellose Völker fegt man an einem schönen Tag seitwärts vom Stand ab, wenn sich die Bienen mit Futter vollgesogen haben. Sie sind gesund und werden sich bei den Nachbarvölker einbetteln. Die Drohnenmütterchen sind flugunfähig und verbleiben am Ort des Geschehens. Schaffen sie es dennoch zum Stand zurück, werden sie von Wächterbienen abgewehrt.

Strömt nach einem schönen Märztag abends aus den Fluglöchern warmer Honigduft, kann man fürs erste zufrieden sein.