Die gläserne Imkerei
Emil Schiele - Wielandstraße 11 - 89160 Dornstadt - Telefon 0171 / 1962862
Das Jahr des Imkers im
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Hinweise für Februar

Tiere artgerecht halten

Die dunklen Wochen sind bald überstanden. Die höhersteigende Sonne läßt uns auch Minustemperaturen leichter ertragen. In der Regel herrscht bei uns allerdings wechselhaftes Wetter vor. Für eine ruhige, sichere Überwinterung der Bienenvölker wäre eine möglichst gleichbleibende Temperatur wünschenswert.

Mit den Monatsanweisungen möchte ich keine neue Betriebsweise proklamieren und niemand bevormunden. Für mich sind imkerliche Grundbegriffe aus der "Einfachstberatung" maßgebend für eine erfolgreiche Bienenhaltung.

Es bleibt jedem Neueinsteiger mit zunehmender Erfahrung selbst überlassen, wie er die Bewirtschaftung seiner Völker für die Freizeitgestaltung oder den Nebenerwerb mal vereinfachen und verbessern will. Die etwa 100.000 Imker in der Bundesrepublik entwickeln dabei schon recht unterschiedlichen Auffassungen und Praktiken. Es wäre gut, wenn das immer zum Vorteil des Biens, dem Volk als Ganzen, wie man nach Gerstung und Armbruster sagt, geschehe. Immer gehört ein gewisses Einfühlungsvermögen für biologische Abläufe dazu. Wer Tiere hält, übernimmt eine besondere Verpflichtung für deren Wohlergehen. Das wird oft vergessen oder verdrängt."Die Bienen werden es schon richten, sie wissen selbst, was sie zu tun und zu lassen haben", heißt es dann. Das mag einmal so gewesen sein. Aber mit der Veränderung der Umwelt und einer gewissen Art der Domestizierung der Biene, Was sich nicht ganz von der Hand weisen läßt, über nimmt der Bienenhalter auch die Verantwortung für ihr Befinden. Vor dem Hintergrund zunehmender Sensibilität in unserer Gesellschaft tauchen vermehrt Fragen der Tierhaltung und des Tierschutzes auf.

In diesem Rahmen haben die Landwirtschaftskammern Beratungsempfehlungen für eine ,, Ordnungsgemäße Bienenhaltung" in Form einer Broschüre herausgegeben. Sie vermittelt dem Leser in kurzer Darstellung Grundwissen z.B. über Haltung, Pflege und Fütterung der Bienen. Im Vorwort heißt es:

"Nicht tiergerecht gehaltene Bienenvölker werden kurz- oder langfristig mit Einschränkungen ihrer Leistungen reagieren. Nur eine ordnungsgemäße Haltung. Beginnend bei der Bienenweide bis zur Betriebsweise, sichert dauerhaft eine hohe Rentabilität. Sie ist gleichzeitig eine notwendige Voraussetzung für einen hohen Gesundheitsstandard und damit für die Erzeugung gesunder und qualitativ hochwertiger Nahrungsmittel."

Für spezielle Betriebsweisen finden sich auf dem Büchermarkt ausreichend Angebote. Die Diskussion über die Frage nach einer Art Führerschein für den Imker scheint mir in diesem Zusammenhang berechtigt. Ganz gleich, wie man dazu steht. Mit zunehmender Erfahrung dürfte der Leser von Artikeln in Bienen Zeitungen dann in der Lage sein, das Für und Wider unter-schiedlicher Ansichten abzuwägen und erfolgversprechende Maßnahmen in die eigene Betriebsweise zu integrieren.

Zögernd entwickelt sich je nach Ortslage und Temperaturverlauf der Bruttrieb in den Völkern. Die notwendige Bruttemperatur von etwa 35 Grad wird in mehreren "Heizsprüngen" erreicht Gegenüber den zumeist brutfreien Monaten November, Dezember und Januar mit einem Futterverbrauch von je 1000 Gramm im Mittel kann sich dieser nun verdoppeln. Die Bienen-Völker werden aber weiter kalt gehalten, damit sie sich nicht frühzeitig unnötig verzehren.

Verständlich erscheint zu diesem Zeitpunkt nach langer Zurückhaltung die Neugierde des Imkers nach dem Zustand seiner Völker. Auch die vermeintlich vorsichtigsten Eingriffe schon können nicht reparable Schäden zur Folge haben, deshalb: Noch ist äußerste Zurückhaltung angesagt!

Es eröffnen sich aber dennoch Möglichkeiten der Völkerbeurteilung, z. B. über die Fluglochbeobachtung. Diese Stelle ist (neben dem Baurahmenfenster im Blätterstock) der ,,Puls des Biens". Das geübte Auge, selbst das Ohr oder sogar der Geruchssinn vermögen hier Vielsagendes zu erkennen. Nicht nur im Frühjahr, das ganze Jahr über spiegelt sich am Flugloch der Zustand des Volkes wider. Kotspritzer (verschiedener Art), ausgenagte oder auch verkrüppelte Bienenkörper, Mumien der Kalkbrut, unruhiges Hin- und Herlaufen und vieles mehr signalisieren dem erfahrenen Imker Warnungen. Eine Deutung der unterschiedlichen Merkmale gelingt nicht von heute auf morgen. Mit Hilfe des Buches "Am Flugloch" von Imkermeister Heinrich Storch, Lesestoff dieser Art gibt es aber noch mehr, kann sich der Imker sicher vieles erklären und entsprechende Schlußfolgerungen ziehen.

Notwendige Eingriffe erfolgen in der Regel erst bei besserem Wetter im März. Es sei denn, bei einem Bienenvolk stellt sich Futtermangel heraus. Normalerweise darf das nicht vorkommen. Durch widrige Umstände läßt es sich manchmal nicht ausschließen. Spättrachten im Oktober aus Kreutzblütlern (Ackersenf, Hederich, Ölrettich) sind oftmals die Ursache. Die Völker schlagen verstärkt Brut ein und verarbeiten noch spät eingetragenen Nektar nicht so gut wie im August/Anfang September. Außerdem kristallisiert er ohnehin grob aus, so daß die Bienen in dieser Zeit, ihnen fehlt es jetzt noch an Wasser für die Auflösung der Kristalle, keine Verwendung dafür haben (Zuckerkörner im Fluglochbereich). Bei Futtermangel hilft jetzt nur eine offene Honiggabe an den Wintersitz, bis mit Reservefutterwaben der Mangel längerfristig behoben werden kann. Reinigungsflüge gegen Ende Februar sind schon bald keine Seltenheit. Bei Temperaturen bis 10 Grad wird vorerst nur Totenfall ausgeräumt. Abfliegende Altbienen kehren nicht wieder zum Stock zurück. Warten wir also mit der "Auferstehung" der Bienenvölker bis März.

In Erwartung des Frühjahrs ist jetzt die richtige Zeit, sich für die Bienensaison vorzubereiten. Das mottensicher im Herbst behandelte Wabenwerk - aber keinesfalls mit dem immer noch im Handel befindlichen Mittel Styx-Mottentot! - kann nochmals einer Kontrolle unterzogen werden. Ausgeschnittene Waben ohne Futtervorräte, sofern noch vorhanden, werden je nach Handhabung beim Bienengerätehändler umgetauscht oder dem eigenen Wachskreislauf zugeführt. Dieser muß aber gut bedacht werden! Der einzelne ist oftmals damit überfordert. Sinnvoller wäre es , wenn die wachsverarbeitende Industrie durch gezielte, biologisch orientierte imkerliche Maßnahmen bei der Varroabekämpfung, sofern sie auf Dauer Erfolg versprechen, in die Lage versetzt würde, rückstandsfreies Mittelwandmaterial zu liefern. Auch gemeinschaftliche Einrichtungen für einen eigenen Wachskreislauf können ihre Tücken haben.

Ausgeschnittene Rähmchen werden gereinigt, und für das Einlöten der Mittelwände vorbereitet. Wird Wabendraht aus Edelstahl verwendet, entfällt das Neudrahten. In diesem Fall ist ein nachspannen zu empfehlen. Quer oder aufrecht zu drahten, das wäre nach eigenem Ermessen zu bedenken, aber geringe Vorzüge oder Nachteile gibt es da schon. Das Einlöten der Mittelwände nehme ich erst kurz vor der Verwendung vor.

Reinigung von Beuten und Rähmchen: Die Gefahr der Bienenseuchen zwingt uns ,,Sauberkeit als erste Imkerpflicht zu praktizieren". Vorbeugen ist besser als heilen! Beim reinigen der Beuten und Rähmchen mit einer 3% Ätznatronlauge sind selbstverständlich Schutzmaßnahmen einzuhalten (Kleidung, Brille). Zusätzlich werden alle Holzteile abgeflammt. Vorsicht ist bei Kunststoff geboten.

Vielleicht ist auch noch eine Nachbesserung des Wetterschutzes bei den Bienenwohnungen vonnöten. Er dient auch der Erhaltung des Inventars. Außerdem hinterlassen gepflegte Bienenstände in der Landschaft einen positiven Eindruck, sie stärken das Ansehen unserer Bienenhaltung wie auch das des einzelnen Imkers.